„Nín hǎo (您好)“ Shanghai

„Nín hǎo (您好)“ Shanghai

Ganz gern hab ich Tonsai nicht verlassen, hatte mich gerade so schön an die Ruhe und die Kletterei gewöhnt. Mein Finger ist auch schon wieder beim Abheilen und es lässt sich auch ohne klettern in Tonsai aushalten. Doch leider müssen auch Studenten irgendwann wieder einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Der Flug war zum Glück wieder weniger aufregend. Da ich erst um 22 Uhr in Shanghai gelandet bin, habe ich mir für die erste Nacht ein Hotel in der Nähe vom Flughafen gebucht. Zugegeben, ich hätte nicht gedacht, dass alles so reibungslos läuft bei der Einreise, ich war bereits 20 nach 10 am Taxistand. Für die 28.- Euro war das Zimmer echt hervorragend, der Fernseher hatte fast einen Meter im Durchmesser und der Internetanschluss konnte sich sehen lassen. Allerdings wurde mir beim Versuch mich bei Facebook an zu Melden sehr schnell bewusst, dass ich in China bin und hier das Internet einer Zensur unterliegt. Also vorerst kein Facebook und Wikipedia in China. Allerdings nach 14 Stunden reisen war ich eh sehr müde und hab mich daher nach einem Bier auf das Ohr gelegt.

Das Frühstück im Hotel war schon mal echt chinesisch, und obwohl ich mich nicht für besonders heikel halte, so muss ich doch zugeben, dass ich das grüne Zeug, welches wie Seetang aussah und eben genau so schmeckte, dann doch den Chinesen überlassen habe. Die Leute an der Rezeption sprachen zwar nicht besonders gut Englisch, sie waren aber sehr hilfsbereit und haben mir ein Taxi gerufen. Die Taxifahrerin konnte kein Wort Englisch, doch anstelle mit Händen und Füßen zu arbeiten zückte sie ihr Handy wählte eine Nummer und überreichte es mir. Eine Freundlich Stimme am anderen Ende fragte mich nun in sehr gutem Englisch wo ich genau hin wolle und übersetzte dies dann der Taxifahrerin. Sie brachte mich anschließend auch genau zur nächsten U-Bahnstation 150m weiter. Im Grunde hätte ich das ja auch laufen können, wenn mich die Leute an der Rezeption verstanden hätten. Aber 1,50 Euro Lehrgeld für das Taxi war jetzt schon noch im Bereich des Erträglichen. Ganz frech schlug ich mich nun mit meinen 2 Rucksäcken und einer Gitarre quer durch Shanghai durch und was würde man auch anderes erwarten, ich fand die gewünschte Jugendherberge ohne mich zu verfahren oder zu verlaufen. Dort habe ich mir, anstatt mich in ein 6-Bettzimmer zu quetschen, sehr großzügig in einem Einzelbettzimmer einquartiert. Wobei ich 28.- Euro pro Nacht auch nicht gerade für ein Schnäppchen halte, aber was tut man nicht alles für einen gesunden Schlaf.

Endlich, mein Zeug im Zimmer verstaut und rein in die Stadt. Voller guter Dinge machte ich mich auf den Weg, mein erstes Ziel war eine SIM-Karte für das Handy, dann wollte ich mal raus fahren an die Uni und kurz hallo sagen. Während ich so die Nanjing Road runter spazierte wurde ich von einigen Straßenverkäufern angesprochen, doch ich wimmelte sie sehr erfolgreich und schnell ab. Dann sprach mich ein Mann an, der aussah als käme er gerade vom Büro. Er sprach hervorragend Englisch und sogar ein bisschen Deutsch. Da ich im Reiseführer gelesen hatte, dass die Chinesen oft nur gerne mit den Ausländern sprechen um ihr Englisch zu verbessern, hab ich mich mit ihm ein bisschen unterhalten. Er frage mich ob er mir helfen kann und ich erwiderte, dass ich gerade auf der Suche nach einer SIM-Karte für mein Handy sei. Er sagte das sei kein Problem und führte mich ein paar Blocks weiter zu einem Händler, wo er mir auch sehr behilflich beim Kauf war. Anschließend fragte er mich ob ich Lust hätte mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Da ich nicht im Stress war und selber auch Lust auf einen Kaffee hatte, willigte ich ein. Wir gingen in eines der Kaufhäuser in der Nanjing Road, er fragtem ich eine Menge über Österreich und wo ich schon gereist bin, er wusste auch sehr viel über Europa und wir haben uns angeregt unterhalten. Nach dem Kaffee fragte er mich ob ich noch ein Bier trinken wolle, eigentlich wollte ich gar keines mehr, da ich ja noch auf die Uni raus wollte, aber ich lies mich dann doch überreden. Die Unterhaltung ging nun weiter und nach dem Bier wollte er mich noch zu einem Whisky überreden, ich wehrte aber ab und so kam nun unausweichlich die Rechnung. Ohne mit der Wimper zu zucken schob er sie mir rüber und meinte er fühle sich sehr geehrt, dass ich ihn eingeladen habe. Irgendwie war ich von der Situation so überfahren, und wollte auch wegen 2 Kaffee und zwei Bier nicht rumstreiten, daher hab ich sie bezahlt. Da mir der Typ nun wirklich unsympathisch war, hab ich ihn auf dem Weg aus dem Kaufhaus abgewimmelt. Langsam fing ich an in meinem Kopf nach zu rechnen was ich da jetzt eigentlich bezahlt hatte, und siehe da, eines der teuersten Bier in meinem ganzen Leben. Umgerechnet hatte ich 50 Euro bezahlt und das tat nun wirklich weh, nicht nur wegen des Geldes, sonder besonders, dass so etwas einem so erfahrenen Reisenden passiert wie mir. Der Mann hatte es echt gut drauf, meine Aufmerksamkeit mit Worten und Schmeicheleien abzulenken während er mich interrücks ausgenommen hat. Was sollte ich nun machen, ich hatte keinen Beweis wie viel ich bezahlt hatte und mit meinem chinesisch ist es auch nicht weit her. Dass die Rechnung zu hoch war wurde mir nun auch langsam klar, da ich mich an die Preise erinnern konnte. Ich hatte etwa exakt das Doppelte bezahlt. Ich war nun richtig angefressen, auf meinem Weg zum Bund hat mir das offensichtlich auch jeder angesehen, denn ich wurde nicht weiter angesprochen.

Der Bund bietet wirklich eine sehr schöne Aussicht auf die Skyline von Pudong, dem Banken- und Investmentzentrum von Shanghai. Dort wurde ich von zwei Mädchen angesprochen, die gerne ein Foto mit mir machen wollten. Sie erzählten mir, dass nicht weit entfernt eine chinesische Minderheit, welche sehr bekannt für ihre Tees ist, im Rahmen der Expo hier eine Teezeremonie machte. Sie fragten mich ob ich mit ihnen dort hin kommen wollte. Da ich für den Tag bereits genug an Überraschungen hatte, schlug ich das Angebot aus. Ich schlenderte nun den Bund hinunter auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ein paar gute Fotos. Während ich gerade die Fotos schoss wurde ich wieder von zwei Mädels angesprochen, die ebenfalls ein Foto mit mir wollten. Sie erzählten mir im Laufe des folgenden Gesprächs ebenfalls von der Teezeremonie. Diesmal lies ich mich überreden und ging mit ihnen dort hin. Die Preise führ die Tees waren, was will man anderes erwarten, gesalzen. Etwa 7 Euro führ eine Tasse Tee ist selbst führ europäische Verhältnisse überteuert. Die Mädels übernahmen aber anstandslos ihren Teil der Rechnung und es kam auch von ihrer Seite keine Äußerung bezüglich des Preises. Scheint also wirklich etwas Besonderes zu sein diese Teezeremonie.

Nachdem ich gestern etwas im Internet nach Wohnungen gesucht hatte, war meine Mission für heute einmal mit der U-Bahn zu den zwei Uni Campus zu fahren, um ein Gefühl führ die Distanzen und die Zeit, welche man führ die Weg von und zur Uni braucht, zu bekommen. Nun hab ich gleich ein paar Wohnungen gestrichen, denn die Wege sind sehr weit und die U-Bahnstationen sind riesig, oft braucht man zum Wechseln einer Linie schon fast 10 Minuten. Es macht daher Sinn, eine Wohnung an einer der beiden Linien zu finden, welche zu einer der beiden Campuse führt. Den auf der Uni wurde mir gesagt, ich könne mir dann aussuchen auf welchem ich studieren möchte, da auf beiden die gleichen Kurse angeboten würden.

Am Abend wollte ich mir noch einen Regenschirm kaufen, da es in der Regenzeit manchmal ganz überraschend zu regnen beginnt. Wieder bin ich die Nanjing Road runter Spaziert in der Hoffnung bei der Menge an Einkaufszentren doch sicher irgendwo einen Regenschirm zu bekommen, doch falsch gedacht. Dort bekommt man jede Menge Klamotten, Schmuck und anderen Schnick Schnack, aber was Nützliches sucht man dort vergebens.

Als ich am Abend noch ein paar Bier mit meinen Zimmernachbaren trank wurde ich gewarnt vor Leuten die einem zu einer Teezeremonie abschleppen wollen. Mir wurde versichert die Mädels arbeiten für die Teehäuser und es sei alles ein abgekartetes Spiel. Was soll ich jetzt noch dazu sagen?

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