Hangzhou

Hangzhou

Eine chinesische Kleinstadt sollte man doch schon mal gesehen haben. Das dachten sich auch Jenny, Daniel und ich. Ohne große Planung beschlossen wir einfach dort hin zu fahren. Von wo der Zug los fährt haben wir dem Reiseführer entnommen.

So ging es also letzten Samstag in der Früh los. Da ich mich in der Zeit verschaut hatte, war ich schon eine Stunde zu früh am Bahnhof. Dort bekam ich auch ohne Probleme die Karten für den Zug. Allerdings nicht für den, den wir nehmen wollten, sondern für einen eine Stunde später. Als Jenny und Daniel am Bahnhof ankamen haben wir noch mal nachgefragt was denn eigentlich mit dem Zug sei, den wir nehmen wollten. Kurze Antwort: is canceled“ auf die weitere Frage, auf die man in China nicht vorbereitet ist, nämlich warum der Zug canceled ist, erhielten wir nur einen grimmigen Blick. Das einzig Gute an der Sache war, dass wir jetzt erfahren hatten, dass der Zug nicht vom Süd-Bahnhof in Shanghai fährt, wie im Reiseführer angegeben, sondern vom Hongkou Bahnhof im Westen von Shanghai. Auf dem U-Bahnplan, den wir von der Expo hatten, war diese Haltestelle noch gar nicht eingezeichnet. Was heißen soll, der Bahnhof hat wohl bis vor einem halben Jahr noch gar nicht existiert. Wir sind nun also eine knappe Stunde mit der U-Bahn dort hin gekoffert. Daniel hatte da die gute Idee, dass wir uns doch sicherheitshalber gleich die Rückfahrkarten kaufen sollten, darauf hatte ich natürlich vergessen. Es stellte sich nämlich tatsächlich heraus, dass bereits alle Züge zurück ausgebucht waren, lediglich ein Schnaggerlzug vom Süd-Bahnhof in Hangzhou hatte noch ein paar Plätze frei. Karten wurden in super Windeseile gekauft und ab ging es zum Zug. Wir haben es dann sozusagen auf die Minute genau in den Zug geschafft. Die Fahrt war doch ein Erlebnis, der Zug beschleunigt mal locker auf 350km/h und fährt so ruhig, dass man das Gefühl hat man steht. Während wir so dahin fuhren mussten wir feststellen, dass die Landschaft sich eigentlich kaum änderte, wir hatten mehr oder weniger die ganze Zeit den Eindruck wir würden die Vorstadt nicht verlassen. Hauser und Industiezone wechselten sich immer gegenseitig ab, aufgelockert wurde das ganz lediglich durch ein paar Glashäuser welche ab und an am Fenster vorbei schossen.

Der Reiseführer preist Hangzhou als herrliche Chinesische Kleinstadt an, welche an einem wunderbaren See liegt. Dort angekommen haben wir gleich mal festgestellt, wie klein in China Kleinstädte sind. Hangzhou hat gerade mal knappe 4 Millionen Einwohner, also in etwa die Dimension von Berlin. Als wir eine Stadtkarte in die Hand bekamen war vom Südbahnhof keine Spur zu sehen. Unsere Vermutung war, dass der Südbahnhof wohl etwas weiter weg sei. Wir haben uns aber nicht aus der Ruhe bringen lassen und sind erst mal rein ins nächste Taxi und rauf zum wichtigsten buddhistischen Tempel in China. Der Tempel war ganz schön und das Gelände rund herum auch, doch wie üblich viel zu viele Leute. Nach einem Spaziergang und der Tempelbesichtigung ging es runter an den See. Dort haben wir bei Kaffee und Kuchen die Atmosphäre genossen. Endlich mal wieder das Auge schweifen lassen, nicht ständig umgeben von Asphalt und Beton. Abgerundet wurde unser Ausflug noch durch eine Bootsfahrt bei Sonnenuntergang.

Unsere Vermutung bezüglich des Südbahnhofs hat sich letztendlich bestätigt. Der wesentlich größere Teil der Stadt liegt auf der Südseite des Flusses, selbst der Taxifahrer musste in seiner Karte nachsehen und Leute fragen, da er offensichtlich nie dort hin fährt. Als wir die Wartehalle des Bahnhofs betraten wurde uns wieder schlagartig bewusst, dass wir ja in China sind. Diesmal im richtigen China. Der Warteraum war gerammelt voll und dreckig, jeder hat uns die ersten 5 Minuten nur mit großen Augen angeglotzt. Es war ganz offensichtlich, dass sich hier her selten ein Ausländer verirrt. Wir fingen nun an zu spekulieren wie wohl der Zug sein würde. Auf den Fahrkarten stand Hardseats (harte Sitze), wir konnten uns schon bildlich ausmalen, dass wir auf so Holzbänken sitzen würden und zwischen uns würden die Hühner rumlaufen.

Der Zug war aber dann ganz ok, etwa vergleich bar mit den schmuddeligen Zügen die heute noch von Italien rauf kommen und nach München fahren. Die Fahrt dauerte diesmal aber statt 40 Minuten satte 2,5 Stunden, aber dafür hatten wir ja auch mehr Abenteuer.

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