Abseits und mitten drinn

Abseits und mitten drinn

Nun wie schon erwähnt lief die Wohnungssuche nicht so wie ursprünglich erwartet, doch davon soll dieser Blog nicht handel. Auf meinem Weg zu den Wohnungen bin ich öfter mal abseits der megatouristischen Straßen geschlendert, und hab mir so einen Eindruck vom eigentlichen Shanghai verschaffen können. Ganz entgegen gesetzt vom erwarteten kommunistischen Einheitsbaustil, ist Shanghai seinem Stil, welcher es zu Beginn des letzten Jahrhundert als das Paris des Osten hat werden lassen, treu geblieben.

Bei einem morgendlichen Spaziergang durch die West Nanjing Road und Jing’an, war ich grade mal gut gelaunt, da ich diesmal eine wirklich passende Wohnung an der Angel hatte. Das Wetter hat sich auch noch von seiner besten Seite gezeigt und ich hab mal kreuz und quer von Lilong-Häusern über Longtang bis zum Jing’an-Tempel durch fotografiert. Die Nanjing Road beginnt beim Bund, welcher das Westufer des Flusses Huangpu Jiang bildet. Dieser Fluss führt von Süden nach Norden, auf der Westseite liegt das ultramoderne Pudong und auf der Ostseite liegt das ursprüngliche Shanghai. Die Nanjing Road liegt im ursprünglichen Shanghai, beginnt beim Bund und verläuft von Westen nach Osten. Sie verbindend die beiden Zentren People Square und Jing’an-Tempel. Während der Ostteil der Nanjing Road noch vielfach von Traditionskaufhäuser überseht ist, wird der Westteil um den Jing’an-Tempel von teuren Boutiquen vollgepflastert. Einigen der besten Ausgehmeilen liegen ebenfalls dort, selbstverständlich auch nicht ganz billig. Diese Ecke hat aber auch bei Tag einiges zu bieten. Hab wieder mal die Fotos etwas kommentiert.

French Concession (Französische Konzession)

French Concession (Französische Konzession)

So endlich habe ich wieder Zeit und Muße euch zu schreiben. Leider hatte ich diese Woche ein Wenig Stress, da sich die Wohnungssuche als schwieriger erwies, als ursprünglich vermutet. Doch davon später, alles der Reihe nach. Ich denke es war letzten Sonntag, also genau vor einer Woche, als ich meine erste Wohnungsbesichtigung hatte. Die Wohnung entsprach im Großen und Ganzen schon meiner Vorstellung. Mit 33qm erschien sie mir jedoch etwas sehr klein, der Preis war mit 475.- Euro schon doch eher an meiner obersten Grenze angesiedelt. Daher hab ich mich entschlossen weiter nach brauchbaren Wohnungen in für mich günstiger Lage zu suchen. Anschließend hab ich mir bei einem Spaziergang die French Consession etwas angesehen. In der französischen Konzession gibt es noch sehr viele Häuser aus dem letzten Jahrhundert. Der Zustand war entgegengesetzt meiner Erwartungen auch recht gut. Leider bin ich ein wenig ein Architekturbanause und habe daher nicht besonders viele Fotos gemacht (es werden aber noch ein paar nachgereicht). Auf dem Weg bin ich auch durch ein paar Parks gekommen, die für meinen Geschmack etwas klein sind, zudem laden sie auch nicht für ein gemütliches Picknick am Wochenende ein, da man den Rasen nicht betreten darf.

Dem Ende dieses Rundgangs folgte eine kommunistische Gedenkstätte mit einer Kaffeehaus und Restaurant Gasse. Wer denkt Shanghai sei billig, dem kann hier geholfen werden. Ein kleiner Cappuccino kostet gleich €3,50 ganz zu schweigen von einem Bier unter der weiß-blauen Weißwurstfahne. Ein Halbe Paulander Weißbier kostet stolze 10 Euro. Ich habe mich daher doch entschlossen bei einem Kaffee zu bleiben. Ach ja, übrigens Chinesen im Dirndl schauen ganz lustig aus, werde einmal schauen, ob ich noch ein Foto nachreichen kann.

Die Altstadt von Shanghai

Die Altstadt von Shanghai

Heute bin ich den Bund entlang in die Altstadt spaziert. Hier von der Altstadt zu sprechen trifft allerdings nicht immer ganz zu. Ganz in chinesischer Manier wurde hier saniert. Man hat die alten Gebäude einfach abgerissen und neue hin gebaut. Diese sind zwar im alten Stil erbaut oder genauergesagt sollte die Fassade mehr oder weniger an frühere Zeiten erinnern. Ganz entgegen der chinesischen Gewohnheit sind sie hier aber nicht rechtzeitig zur EXPO fertig geworden und man kann daher tatsächlich noch ein paar alte Hütten bestaunen. Diese sind aber wenig romantisch, sondern erinner mehr an die Favelas in Rio. Zu kaufen gibt es hier wieder eine ganze Menge, ein Paradies für Hard-Core-Shopper. Von billigen Fetzen, welche es in der Menge noch billiger gibt, über Staubfänger für Menschen mit zu großen Wohnungen, bis hin zu absolut nutzlosem Schnick Schnack, welchen man dann am Antiquitätenmarkt finden. Ich hab es mir dieses Mal nicht nehmen lassen ein paar Fotos mehr zu machen und werde daher die Fotos ein Wenig kommentieren.

Aufgrund der wochenendlichen Situation musste ich am Abend dann noch ausgehen. Ich hab mich Akkira und Xavia angeschlossen. Wir sind mit der U-Bahn in die französische Konzession gefahren und haben es dort ein wenig krachen lassen. In der französischen Konzession wohnen sehr viele Ausländer, es gibt daher dort die meisten Bars und Discos, selbstverständlich gefüllt mit einer ganzen Menge Expats (Ausländer). Da Akkira schon seit einem Jahr in China studier spricht er sehr gut chinesisch, was sich bei der Heimfahrt mit dem Taxi als sehr hilfreich erwiesen hat.

„Nín hǎo (您好)“ Shanghai

„Nín hǎo (您好)“ Shanghai

Ganz gern hab ich Tonsai nicht verlassen, hatte mich gerade so schön an die Ruhe und die Kletterei gewöhnt. Mein Finger ist auch schon wieder beim Abheilen und es lässt sich auch ohne klettern in Tonsai aushalten. Doch leider müssen auch Studenten irgendwann wieder einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Der Flug war zum Glück wieder weniger aufregend. Da ich erst um 22 Uhr in Shanghai gelandet bin, habe ich mir für die erste Nacht ein Hotel in der Nähe vom Flughafen gebucht. Zugegeben, ich hätte nicht gedacht, dass alles so reibungslos läuft bei der Einreise, ich war bereits 20 nach 10 am Taxistand. Für die 28.- Euro war das Zimmer echt hervorragend, der Fernseher hatte fast einen Meter im Durchmesser und der Internetanschluss konnte sich sehen lassen. Allerdings wurde mir beim Versuch mich bei Facebook an zu Melden sehr schnell bewusst, dass ich in China bin und hier das Internet einer Zensur unterliegt. Also vorerst kein Facebook und Wikipedia in China. Allerdings nach 14 Stunden reisen war ich eh sehr müde und hab mich daher nach einem Bier auf das Ohr gelegt.

Das Frühstück im Hotel war schon mal echt chinesisch, und obwohl ich mich nicht für besonders heikel halte, so muss ich doch zugeben, dass ich das grüne Zeug, welches wie Seetang aussah und eben genau so schmeckte, dann doch den Chinesen überlassen habe. Die Leute an der Rezeption sprachen zwar nicht besonders gut Englisch, sie waren aber sehr hilfsbereit und haben mir ein Taxi gerufen. Die Taxifahrerin konnte kein Wort Englisch, doch anstelle mit Händen und Füßen zu arbeiten zückte sie ihr Handy wählte eine Nummer und überreichte es mir. Eine Freundlich Stimme am anderen Ende fragte mich nun in sehr gutem Englisch wo ich genau hin wolle und übersetzte dies dann der Taxifahrerin. Sie brachte mich anschließend auch genau zur nächsten U-Bahnstation 150m weiter. Im Grunde hätte ich das ja auch laufen können, wenn mich die Leute an der Rezeption verstanden hätten. Aber 1,50 Euro Lehrgeld für das Taxi war jetzt schon noch im Bereich des Erträglichen. Ganz frech schlug ich mich nun mit meinen 2 Rucksäcken und einer Gitarre quer durch Shanghai durch und was würde man auch anderes erwarten, ich fand die gewünschte Jugendherberge ohne mich zu verfahren oder zu verlaufen. Dort habe ich mir, anstatt mich in ein 6-Bettzimmer zu quetschen, sehr großzügig in einem Einzelbettzimmer einquartiert. Wobei ich 28.- Euro pro Nacht auch nicht gerade für ein Schnäppchen halte, aber was tut man nicht alles für einen gesunden Schlaf.

Endlich, mein Zeug im Zimmer verstaut und rein in die Stadt. Voller guter Dinge machte ich mich auf den Weg, mein erstes Ziel war eine SIM-Karte für das Handy, dann wollte ich mal raus fahren an die Uni und kurz hallo sagen. Während ich so die Nanjing Road runter spazierte wurde ich von einigen Straßenverkäufern angesprochen, doch ich wimmelte sie sehr erfolgreich und schnell ab. Dann sprach mich ein Mann an, der aussah als käme er gerade vom Büro. Er sprach hervorragend Englisch und sogar ein bisschen Deutsch. Da ich im Reiseführer gelesen hatte, dass die Chinesen oft nur gerne mit den Ausländern sprechen um ihr Englisch zu verbessern, hab ich mich mit ihm ein bisschen unterhalten. Er frage mich ob er mir helfen kann und ich erwiderte, dass ich gerade auf der Suche nach einer SIM-Karte für mein Handy sei. Er sagte das sei kein Problem und führte mich ein paar Blocks weiter zu einem Händler, wo er mir auch sehr behilflich beim Kauf war. Anschließend fragte er mich ob ich Lust hätte mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Da ich nicht im Stress war und selber auch Lust auf einen Kaffee hatte, willigte ich ein. Wir gingen in eines der Kaufhäuser in der Nanjing Road, er fragtem ich eine Menge über Österreich und wo ich schon gereist bin, er wusste auch sehr viel über Europa und wir haben uns angeregt unterhalten. Nach dem Kaffee fragte er mich ob ich noch ein Bier trinken wolle, eigentlich wollte ich gar keines mehr, da ich ja noch auf die Uni raus wollte, aber ich lies mich dann doch überreden. Die Unterhaltung ging nun weiter und nach dem Bier wollte er mich noch zu einem Whisky überreden, ich wehrte aber ab und so kam nun unausweichlich die Rechnung. Ohne mit der Wimper zu zucken schob er sie mir rüber und meinte er fühle sich sehr geehrt, dass ich ihn eingeladen habe. Irgendwie war ich von der Situation so überfahren, und wollte auch wegen 2 Kaffee und zwei Bier nicht rumstreiten, daher hab ich sie bezahlt. Da mir der Typ nun wirklich unsympathisch war, hab ich ihn auf dem Weg aus dem Kaufhaus abgewimmelt. Langsam fing ich an in meinem Kopf nach zu rechnen was ich da jetzt eigentlich bezahlt hatte, und siehe da, eines der teuersten Bier in meinem ganzen Leben. Umgerechnet hatte ich 50 Euro bezahlt und das tat nun wirklich weh, nicht nur wegen des Geldes, sonder besonders, dass so etwas einem so erfahrenen Reisenden passiert wie mir. Der Mann hatte es echt gut drauf, meine Aufmerksamkeit mit Worten und Schmeicheleien abzulenken während er mich interrücks ausgenommen hat. Was sollte ich nun machen, ich hatte keinen Beweis wie viel ich bezahlt hatte und mit meinem chinesisch ist es auch nicht weit her. Dass die Rechnung zu hoch war wurde mir nun auch langsam klar, da ich mich an die Preise erinnern konnte. Ich hatte etwa exakt das Doppelte bezahlt. Ich war nun richtig angefressen, auf meinem Weg zum Bund hat mir das offensichtlich auch jeder angesehen, denn ich wurde nicht weiter angesprochen.

Der Bund bietet wirklich eine sehr schöne Aussicht auf die Skyline von Pudong, dem Banken- und Investmentzentrum von Shanghai. Dort wurde ich von zwei Mädchen angesprochen, die gerne ein Foto mit mir machen wollten. Sie erzählten mir, dass nicht weit entfernt eine chinesische Minderheit, welche sehr bekannt für ihre Tees ist, im Rahmen der Expo hier eine Teezeremonie machte. Sie fragten mich ob ich mit ihnen dort hin kommen wollte. Da ich für den Tag bereits genug an Überraschungen hatte, schlug ich das Angebot aus. Ich schlenderte nun den Bund hinunter auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ein paar gute Fotos. Während ich gerade die Fotos schoss wurde ich wieder von zwei Mädels angesprochen, die ebenfalls ein Foto mit mir wollten. Sie erzählten mir im Laufe des folgenden Gesprächs ebenfalls von der Teezeremonie. Diesmal lies ich mich überreden und ging mit ihnen dort hin. Die Preise führ die Tees waren, was will man anderes erwarten, gesalzen. Etwa 7 Euro führ eine Tasse Tee ist selbst führ europäische Verhältnisse überteuert. Die Mädels übernahmen aber anstandslos ihren Teil der Rechnung und es kam auch von ihrer Seite keine Äußerung bezüglich des Preises. Scheint also wirklich etwas Besonderes zu sein diese Teezeremonie.

Nachdem ich gestern etwas im Internet nach Wohnungen gesucht hatte, war meine Mission für heute einmal mit der U-Bahn zu den zwei Uni Campus zu fahren, um ein Gefühl führ die Distanzen und die Zeit, welche man führ die Weg von und zur Uni braucht, zu bekommen. Nun hab ich gleich ein paar Wohnungen gestrichen, denn die Wege sind sehr weit und die U-Bahnstationen sind riesig, oft braucht man zum Wechseln einer Linie schon fast 10 Minuten. Es macht daher Sinn, eine Wohnung an einer der beiden Linien zu finden, welche zu einer der beiden Campuse führt. Den auf der Uni wurde mir gesagt, ich könne mir dann aussuchen auf welchem ich studieren möchte, da auf beiden die gleichen Kurse angeboten würden.

Am Abend wollte ich mir noch einen Regenschirm kaufen, da es in der Regenzeit manchmal ganz überraschend zu regnen beginnt. Wieder bin ich die Nanjing Road runter Spaziert in der Hoffnung bei der Menge an Einkaufszentren doch sicher irgendwo einen Regenschirm zu bekommen, doch falsch gedacht. Dort bekommt man jede Menge Klamotten, Schmuck und anderen Schnick Schnack, aber was Nützliches sucht man dort vergebens.

Als ich am Abend noch ein paar Bier mit meinen Zimmernachbaren trank wurde ich gewarnt vor Leuten die einem zu einer Teezeremonie abschleppen wollen. Mir wurde versichert die Mädels arbeiten für die Teehäuser und es sei alles ein abgekartetes Spiel. Was soll ich jetzt noch dazu sagen?

Gehe nicht über Los, ziehe nicht 20.000.-

Wer kennt Monopoly nicht, da hat man es fast geschafft und dann zieht man eine schlechte Karte. Ich hatte wirklich einen super Lauf die letzten 3 Wochen, bin so schwer geklettert wie nie zuvor und stand kurz vor dem Durchstieg zweier sehr schwerer Routen. Doch wie das Leben so spielt hat sich ein kleiner Kratzer an meinem linken Ringfinger vorgestern in der Nacht entzündet und begann zu eitern. Nun wird einem sehr schnell bewusst, dass man hier in Tonsai doch etwas abseits der Zivilisation ist, um zu einem Doktor zu kommen muss man erst an den Strand gehen und 7 weitere Leute finden die auch nach Ao Nang wollen. Mir war im Großen und Ganzen nicht klar was ich machen sollte, der Finger war nicht sonderlich geschwollen und die eitrige Stelle nicht besonders groß. Während ich mit Martin beriet kam gerade Eli an meinem Bungalow vorbei. Da sie bereits seit 4 Monaten in Krabi als Englischlehrerin arbeitet beschloss ich sie zu Rate zu ziehen. Sie meinte das sei kein Problem, sie habe Wasserstoffperoxid zum reinigen der Wunde dabei und anschließend sollten wir sie mit Antibiotika-Pulver bestreuen, sodass sie austrocknet. Ich nahm also mein Schweizermesser und sterilisierte die Klinge mit dem Feuerzeug, schnitt die Wunde auf, wir haben sie mit Wasserstoffperoxid gereinigt, anschließend mit Antibiotika aus einer Kapsel bestreut und trocknen lassen. Das ganze schien auch sehr gut zu funktionieren, die Wunde verkrustete und schien sauber zu sein. Nun ja, der Mensch dachte, Gott lachte, der gewünschte Erfolg blieb leider aus, anstatt besser zu werden, eiterte die Wunde unter der Kruste über Nacht weiter und die Entzündung breitete sich über die Hand weiter aus. Ich entschloss mich nun nach den Frühstück nach Ao Nang zu fahren um dort einen Doktor auf zu suchen. Obwohl es Sonntag ist, hatte einer der Ärzte geöffnet. Er hat mir die Wunde sehr sauber gereinigt und desinfiziert. Des Weiteren hat er mir zwei verschiedene Antibiotika mit gegeben und alles nötige um die Wunde jeden Tag selber zu reinigen und neu zu verbinden. Wie das Schicksal so spielt, hab ich während des schreibens dieses Blogs zwei Jungs aus London wieder getroffen, mit welchen ich vor zwei Tagen sehr nett geplaudert hatte und es stellte sich heraus, dass einer von ihnen Hand-Chirurge ist. Er hat sich den Finger genauer angesehen und gemeint, dass alles in Ordnung ist und falls sich was negativ verändert sollte ich gleich bei ihm vorbei kommen.

Leider ist damit meine Kletterkariere vorerst auf Eis gelegt, da ich für die nächsten 5 Tage still halten muss. Habe aber dafür einen guten Grund irgendwann wieder nach Tonsai zu kommen und meine Projekte durch zu klettern.